Als wir grünes Licht bekommen, setzen wir im normalen Fahrwasser das Großsegel und binden das erste Reff hinein. Dann geht es gegen den Tidenstrom hinaus auf die Nordsee. Die Wellen spüren wir immer deutlicher. Es steht noch eine gute Welle von dem vielen Wind gestern. Den meisten anderen Booten, die mit uns geschleust haben, macht das wenig aus, denn sie fahren ostwärts, mit schiebendem Wasser. Wir hingegen wollen die knapp zehn Seemeilen nach Nieuwpoort segeln, nein kreuzen, denn der Wind steht gegen uns.
Der erste Versuch, wie geplant bis zur zweiten grünen Tonne zu segeln, zu wenden und dann Richtung Ziel, geht schon mal schief. Ich komme nur ein wenig bis in Strandnähe von Oostende und muss wieder wenden. Ich beschließe, den langen Weg zu gehen und segele einfach gerade hoch am Wind hinaus auf die Nordsee und mit Oostende im Rücken.
Dann folgt noch eine Wende und ich kann so gerade die Hafeneinfahrt anliegen. Da ist noch ein Zipfel Sandbank, dem es auszuweichen gilt, was wir dank eines leichten Winddrehers dann gut schaffen. Danach kann ich etwas abfallen und wir rauschen mit hoher Geschwindigkeit in die Hafeneinfahrt von Nieuwpoort hinein.
Gefühlt hat sich hier fast nichts verändert. Es schaut noch aus wie zu meinen Jugendzeiten, als ich hier schon einmal gewesen bin.
Schön sind die beiden 49er aus Israel, die auf der Nordsee mit ihrem Trainer gesegelt sind. Die flinken Jollen zu beobachten und auch die coolen Segler dabei, ist einfach schön.
Da wir noch etwas Zeit haben und die Sonne vom Himmel lacht, ziehen wir zu einem kleinen Bummel los. Er führt erst einmal zu einer lockenden Pizzeria, danach am Fischereihafen entlang in den Ort, ein wirklich langer Weg, dann durch den Ort zurück zum Idefix, wo wir ein wenig ermattet ankommen. Auf dem Boot gibt es erst einmal ein Glas Sekt und dann den Plan für den Abend. Wir wollen die spannende Trüffelpizza versuchen.
Wir brechen rechtzeitig auf, stehen aber vor verschlossenen Türen, die Pizzeria scheint heute nicht mehr zu öffnen.
So überlegen wir uns eine Alternative und es zieht uns in den königlichen Yachtclub, der ein eigenes Restaurant betreibt.
Was soll ich sagen, wir werden für den ungeplanten langen Segeltag und den langen Spaziergang mit einem vorzüglichen Abendessen belohnt. Es schmeckt einfach vorzüglich in einem sehr angenehmen Ambiente im Restaurant des königlichen Yachthafen.
Jetzt klingt der Abend gemütlich auf dem Idefix aus.
Ich hoffe, wir schaffen es morgen nach Frankreich.